1. Wir können nicht einmal das Wetter von nächster Woche verlässlich voraussagen. Also ist den Vorhersagen für das Klima im Jahr 2100 noch weniger zu trauen.
Der Einwand klingt logisch, stimmt aber nicht. Wetter, der Mix aus Temperatur, Wind, Niederschlag zu einem bestimmten Zeitpunkt, ist ein chaotisches System, abhängig von schwer prognostizierbaren Ereignissen wie lokalen Druckgebieten. Klima definiert die WMO – das ist die Meteorologische Organisation der UNO – als Durchschnitt der Wetterdaten aus mindestens 30 Jahren. Chaotische Ereignisse werden über diesen Zeitraum statistisch ausgeglichen. Wenn sich die Rahmenbedingungen für das Klima wandeln (etwa durch eine veränderte chemische Zusammensetzung der Atmosphäre), verschiebt sich das ganze System – zum Beispiel steigt im globalen Durchschnitt die Temperatur. Das bedeutet nicht, dass es keine kalten Winter mehr gibt; wohl aber nimmt die Wahrscheinlichkeit für kalte Winter damit ab. Die Computermodelle für diese langfristigen Trends sind über die letzten Jahre so verfeinert worden, dass sie ihren schwersten Test bestehen: Aus Ausgangsdaten wie Sonneneinstrahlung, Anzahl der Schwebeteilchen in der Luft sowie deren CO2-Gehalt rekonstruieren sie das Klima der Vergangenheit; wie korrekt das Ergebnis ist, lässt sich durch den Vergleich mit den entsprechenden Aufzeichnungen kontrollieren. Mithilfe so überprüfter Modelle werden dann Aussagen über die Zukunft getroffen. Weltweit gibt es etwa 20 solcher globalen Modelle (die wichtigsten beim Hadley Center in Großbritannien und am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg). Der Wirklichkeit am nächsten kommen sie, wenn man alle “übereinander legt”. Stattdessen ein einziges Großmodell zu entwickeln, würde eine nicht zu realisierende Rechenkapazität erfordern.
2. Der vom Menschen zu verantwortende CO2-Ausstoß ist viel zu gering, um für das Klima eine Rolle zu spielen.
In der Tat erscheint der vom Menschen verursachte Ausstoß von Kohlendioxid im Vergleich zu jenem der Natur klein: Während die Menschheit jährlich mehr als 25 Milliarden Tonnen Kohlendioxid durch das Verbrennen fossiler Stoffe und die Entwaldung in die Atmosphäre entlässt, setzt die gesamte Biosphäre umgerechnet mehr als 550 Milliarden Tonnen CO2 frei. Der wichtige Unterschied: Das CO2, das auf natürlichem Weg unter anderem durch Atmung, Gärung und Verwesung entsteht, wird auch wieder auf natürlichem Weg gebunden – etwa eingelagert in Holz oder gespeichert im Meer oder im Boden. Die Verbrennung von Kohle, Gas und Öl dagegen setzt über Jahrmillionen gelagertes CO2 aus solchen Speichern frei – es bringt deshalb die eigentlich ausgeglichene Kohlenstoff-Bilanz der Atmosphäre durcheinander.
Die gasförmige Hülle, welche die Erde umgibt, besteht zu 99,9 Prozent aus den drei Komponenten Stickstoff, Sauerstoff und Argon. Kohlendioxid macht nur einen winzigen Anteil aus, der in Teilchen pro Million (parts per million, ppm) angegeben wird. Von 280 ppm in vorindustrieller Zeit ist der Wert inzwischen auf fast 380 gestiegen. Dies hat dazu geführt, dass sich die globale Mitteltemperatur der Erde bereits um etwa 0,8 Grad Celsius erhöht hat. Dass kleine Ursachen in der Atmosphärenchemie große Wirkungen haben, ist vom Ozon her bekannt: Der Anteil des Ozons an der Lufthülle ist noch um vier Zehnerpotenzen kleiner als jener des CO2. Trotzdem hatte die Zerstörung der Ozonschicht durch Chemikalien wie FCKW spürbare Folgen. Der Schutz vor UV-Strahlen war nicht mehr gewährleistet.
3. Nicht einmal alle Wissenschaftler glauben an die vom Menschen verursachte Erderwärmung.
Das ist richtig. Aber die weitaus meisten Wissenschaftler sind von ihr überzeugt. Und das Verfahren, mit dem der Weltklimarat IPCC zu seinen Einschätzungen kommt, ist ohne Beispiel. Unter der Führung der UN-Organisationen für Meteorologie (WMO) und Umwelt (UNEP) sind alle Kollegen eingeladen, an den Reports mitzuschreiben; das garantiert Transparenz. Am aktuellen vierten IPCC-Bericht etwa arbeiteten mehr als 800 Autoren, 450 Redakteure und 2500 Wissenschaftler aus 130 Ländern sechs Jahre lang. Jeder Einwand gegen bisherige Erkenntnisse wird überprüft und gegebenenfalls berücksichtigt. Nach der Debatte unter den Wissenschaftlern bringen die Regierungen ihre Änderungsvorschläge ein. Der Konsens dieser “Klimadiplomaten”, als “Summary for Policymakers” veröffentlicht, stellt oft den kleinsten gemeinsamen Nenner dar. Darum sind die IPCC-Berichte eher entschärft als alarmistisch formuliert – was inzwischen immer mehr Forscher kritisieren. Dennoch hat sich der Weltklimarat durch seine Arbeiten ein solches Ansehen erworben, dass er im Oktober mit dem Friedensnobelpreis für das Jahr 2007 ausgezeichnet wurde – gemeinsam mit Al Gore, der sich bei seinen Appellen für Umweltaktionen auf die Erkenntnisse des ICPP stützt.
Die Reihen der sogenannten Klimaskeptiker haben sich aufgrund immer dichterer Beweisketten deutlich gelichtet. Etliche von ihnen stehen in den Diensten der Öl- und Kohleindustrie oder kommen aus anderen Fachgebieten als den Klima- und Geowissenschaften. Zählt man nur Forscher, die zu aktuellen Fragen des Klimawandels in den einschlägigen Fachzeitschriften publizieren, bleiben nur noch wenige Skeptiker übrig. Doch selbst wenn sie recht behielten, wäre es nach dem Vorsorgeprinzip unverantwortlich, auf noch mehr Beweise für die Gefährdung zu warten.
4. Grönland schmilzt – es ist schon alles zu spät.
Das schnelle Abschmelzen des Festlandeises auf Grönland, das anders als beim schwimmenden Eis am Nordpol den Meeresspiegel ansteigen lässt, beunruhigt Wissenschaftler und Laien – auch deshalb, weil es anscheinend schneller geschieht, als selbst die Computermodelle mit den pessimistischsten Grundannahmen vorhersagen. Umso wichtiger ist es, den Temperaturanstieg zu bremsen. Die vom Menschen verursachten Treibhausgase haben, wie gesagt, seit Beginn der Industrialisierung eine globale Erwärmung von 0,8 Grad Celsius bewirkt. Da das System von Atmosphäre und Ozeanen träge reagiert, ist ein weiterer Anstieg programmiert: laut IPCC im besten Fall um 1,8 Grad bis 2100, im schlimmsten Fall um 4, nach den ganz pessimistischen Szenarien sogar um 6 Grad. Eine Erwärmung von knapp 2 Grad bis Ende des Jahrhunderts ist also nicht mehr zu verhindern. Diese “Zwei-Grad-Grenze” nicht zu überschreiten, ist eine zentrale Forderung der Klimaforscher und inzwischen beschlossenes Ziel der EU-Politik. Bei einer Erwärmung darüber hinaus drohen unkontrollierbare und irreversible Schäden. Bezahlbar sind die erforderlichen Maßnahmen – wenn schnell damit begonnen wird.
5. Klima ändert sich, seit es die Erde gibt. Im Mittelalter war Grönland grün.
Die Bezeichnung Grönland, “grünes Land”, stammt vom Wikinger Erik dem Roten. Allerdings galt die Fruchtbarkeit auch zu seiner Zeit, im 10. Jahrhundert, nur für einen schmalen Küstenstreifen, das Landesinnere war vereist. Und der Name war eher Propaganda: Erik musste aus Island fliehen und wollte so viele Mitstreiter wie möglich als Kolonisten in die Emigration locken. In geologischen Zeiträumen gesehen, also lange bevor es Menschen gab, lagen die globalen Mitteltemperaturen allerdings tatsächlich schon weit höher als jetzt: Im “Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum” vor 55 Millionen Jahren stiegen sie in wenigen Tausend Jahren um fünf bis sechs Grad – das arktische Meer war an der Oberfläche 23 Grad warm. Auch in den Zwischeneiszeiten wurde es zumindest regional so warm wie heute. Allerdings verliefen die Temperaturanstiege der vergangenen Erdepochen ungleich langsamer. Pflanzen und Tiere hatten also mehr Zeit, sich anzupassen. Und es gab damals eben nicht 6,7 Milliarden Menschen mit Bedarf an Nahrung, Wasser, Wohlstand.
6. Etwas mehr Wärme kann nicht schaden. Da wachsen auch die Pflanzen besser und speichern mehr Kohlendioxid.
Wärmeres Klima bringt ohne Frage lokale Vorzüge mit sich: Eine längere Vegetationsperiode, weniger Heizbedarf im Winter, bessere Aussichten für den Tourismus an Nord- und Ostsee. Die Vorteile beschränken sich aber auf Länder in höheren Breiten. Schon die Mittelmeerregion hat bei steigenden Temperaturen bedrohliche Hitzewellen und Wasserknappheit zu erwarten – von anderen Trockengebieten auf der Erde ganz zu schweigen. Auch die Aussage, dass Pflanzen in unseren Breiten profitieren, stimmt nur bis zu einer Grenze.Durch einen Temperaturanstieg können auch sie in “Hitzestress” geraten. Im Sommer 2003 etwa schützten sich die Buchenwälder auf der Alpennordseite vor dem Austrocknen, indem sie die Spaltöffnungen ihrer Blätter verschlossen. Nebeneffekt: Die Wälder entließen mehr CO2 als sie binden konnten. Ein weiteres Problem sind Schädlinge. Insekten passen sich mit ihrem Generationszyklus schneller an neue Klimabedingungen an als langsam wachsende Bäume.
7. Die Forscher wissen selbst nicht, was sie glauben sollen: In den 1970er Jahren haben sie eine globale Eiszeit vorausgesagt, keine Erwärmung.
Die Diskussion unter einigen Wissenschaftlern über eine Abkühlung des Planeten war eine Folge der Debatte um die Luftverschmutzung. Denn Schwefelverbindungen aus der Verbrennung fossiler Stoffe oder aus Vulkanausbrüchen reflektieren das Sonnenlicht – und bewirken dadurch, dass die Erdatmosphäre kälter wird. Deren Abkühlung zwischen 1940 und 1970 ging hauptsächlich auf die massive Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. 1971 veröffentlichte der USamerikanische Klimaforscher Stephen Schneider aufgrund solcher Erfahrungen eine Studie, die eine Abkühlung vorhersah, sollte sich der Ausstoß von Schwefelverbindungen vervielfachen. Doch dazu ist es nicht gekommen: Umweltgesetze in den Industriestaaten verringerten die Schwefeldioxid-Belastung und trugen zu besserer Luft, aber ungewollt auch zur schnelleren Erwärmung bei. Dämpfende Wirkung auf die globale Temperatur hatte dagegen der Ausbruch des Vulkans Pinatubo 1991: Zwei Jahre lang dominierte der Kühlungseffekt durch Aerosole; er verringerte die Durchschnittstemperatur auf der Erde um 0,25 Grad.
8. Die globale Erwärmung rührt von der Sonne her, nicht vom Menschen.
Die Sonne ist verantwortlich für die “Heizung” im “Treibhaus Erde” – ohne sie und ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre das Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Dass solare Strahlung das aktuelle Erwärmungs-Plus der Erde wesentlich hervorbringt, wurde von einigen Wissenschaftlern lange verfochten. Die zugrunde gelegten Daten sind allerdings inzwischen neu gedeutet worden. Die These, der Klimawandel lasse sich durch zunehmende Sonnenaktivität erklären, gilt als widerlegt. Nicht zuletzt auch durch kürzlich publizierte Messreihen aus Davos in der Schweiz: Diese haben gezeigt, dass während der vergangenen 20 Jahre die Sonnenaktivität nicht gestiegen ist, sondern sogar abgenommen hat.
9. Von “globaler Erwärmung” kann man gar nicht sprechen: In der Antarktis fallen die Temperaturen.
“Globale Erwärmung” bedeutet nicht, dass die Hitze gleichmäßig verteilt ist. Entscheidend ist der Durchschnittswert, und der belegt einen Anstieg. Das hat zur Folge, dass bislang eingespielte Klimaregeln nicht mehr gelten. Mehr Wetterextreme treten auf, Luft- und Wasserströmungen können sich verändern – und bestimmte Orte (erst einmal) kälter werden, wie es in einem Teil der Antarktis geschieht. In einer 2002 veröffentlichten Studie stellte ein Team um den amerikanischen Umweltforscher Peter Doran von der University of Illinois fest, dass sich in den Jahren zwischen 1966 und 2000 Regionen des Eiskontinents leicht abgekühlt haben – doch die Autoren selbst betonten, diese lokalen Messungen seien kein Argument gegen den Klimawandel. In anderen Regionen, so auf der antarktischen Halbinsel und in den Randgebieten, ist es deutlich wärmer geworden.
10. Manches ist noch völlig ungeklärt – zum Beispiel der Einfluss der Wolken auf das Klima.
Wolken sind in der Tat noch die großen Unbekannten in der Klimawissenschaft. Allerdings wissen die Forscher inzwischen relativ genau, dass Wolken die Erde beim gegenwärtigen Klima stärker (durch Verschattung) abkühlen als aufheizen (indem sie die Wärme halten). In der Summe vermindern sie die Strahlungsenergie pro Quadratmeter Erdoberfläche um etwa 20 Watt. Zum Vergleich: Der Treibhauseffekt fügt der globalen Strahlungsbilanz bisher etwa 2,4 Watt hinzu. Um diesen Effekt zu kompensieren, müsste also die globale Bewölkung um mehr als zehn Prozent zunehmen. Klar ist auch, dass tiefere Wolken die Atmosphäre eher kühlen, während hohe sie aufheizen. Wie und wo genau die Erwärmung der Atmosphäre für Wasserdampf und Wolkenbildung sorgt, ist bislang nicht in ein Modell zu fassen. Denn gegenwärtige Klima-Modelle arbeiten mit einem Raster von etlichen Kilometern; Prozesse der Wolkenbildung ändern sich jedoch alle paar Zentimeter.
Die Forscher hoffen nun auf Daten aus den zwei neuen Satelliten “CloudSat” und “Calipso”, die seit 2006 unterwegs sind und zum ersten Mal erlauben, Wolken in ihrer ganzen Höhe zu durchleuchten. Ob diese im Klimawandel netto zur weiteren Aufheizung oder zur Abkühlung beitragen, wagen die beteiligten Wissenschaftler aber noch nicht zu beurteilen. Auch über den Kohlenstoffkreislauf, also die Frage, wo wie viel Kohlenstoff in Pflanzen, Böden und im Ozean gebunden ist, gibt es vorerst nur unvollständige Informationen. Doch selbst bessere Modelle hierzu werden “an der Richtung der Ergebnisse nichts ändern”, sagt Stefan Hagemann vom Max-Planck-Institut in Hamburg. Regional dürften die Daten über das Pflanzenwachstum zu neuen Abschätzungen bei den Temperaturen führen. Grundlegende Änderungen erwarten die Forscher nicht – zumindest keine beruhigenden: Da die IPCC-Modelle zu weiterer Erwärmung führende “Rückkopplungseffekte” wie das Auftauen der Permafrostböden oder das schnelle Abschmelzen des Polareises bisher kaum berücksichtigen, erscheinen sie eher vorsichtig als alarmistisch.
11. Es wird keine Erwärmung in Europa geben, weil der Golfstrom abreißt.
Der Golfstrom ist Teil der “thermohalinen Ozeanzirkulation” – eines “Förderbands” durch alle Weltmeere. In Schwung gehalten wird es unter anderem durch eine “Pumpe” in den hohen, nördlichen Breiten (Grönland-See, Labrador-See). Dort sinken kalte (und damit schwere) Wassermassen ab, die in großen Tiefen Richtung Äquator strömen. An der Oberfläche wird im Ausgleich warmes Wasser nach Norden getrieben. Durch die globale Erwärmung könnte das Oberflächenwasser im Norden nun wärmer werden wie auch mehr Schmelz-(süß)wasser von Grönland in die See strömen – Prozesse, welche die Schwere des oberflächennahen Meerwassers verringern, wodurch weniger Wasser in die Tiefe fällt. Die Pumpe wird schwächer. Kann ein solcher Effekt den Zustrom warmen Oberflächenwassers vor die nordeuropäische Küste ganz zum Stillstand bringen und eine “kleine Eiszeit” verursachen? Das ist nach sämtlichen IPCC-Szenarien nicht zu erwarten. Einen gegenteiligen Trend beschreibt eine umfassende aktuelle Auswertung von Daten über die Meerestemperaturen im Atlantik, die ein Team um den Klimaforscher Mojib Latif vom IFM-Geomar in Kiel vorgenommen hat. Ihr zufolge hat sich das Oberflächenwasser in der Labrador-See seit 1970 abgekühlt, wodurch sich die Umwälzbewegungen im Atlantik sogar noch verstärken. Grund sei eine größere Häufigkeit von Stürmen, die im Zusammenhang mit der “Nordatlantischen Oszillation” auftreten – auf natürliche Weise im Abstand von Jahrzehnten hervorgerufenen Luftdruckschwankungen. Vom anderen Ende der Erde ist ein ähnliches Phänomen unter dem Namen “El Niño” schon lange bekannt. Dieses Ereignis, bei dem im Abstand mehrerer Jahre an der Westküste Südamerikas Extremwetter wie Trockenheit und Starkregen auftreten, könnte durch die Erwärmung des Pazifik nun häufiger werden und sich zu einem “Dauer-El Niño” auswachsen.
12. Dem Klimawandel werden wir mit technischen Maßnahmen begegnen. Und für sauberen Strom sorgt die Atomkraft.
Spiegel im All, um das Sonnenlicht abzulenken, oder eine schwe-felhaltige Dunstglocke für den Planeten – solche Patentrezepte des “Geo-Engineering” sind wegen ihrer immensen Kosten unrealistisch und – im Falle einer Verschwefelung – gefährlich: Das Meerwasser würde saurer, als es viele Organismen vertragen. Können Atomkraftwerke Klimaretter sein, wie es etwa James Lovelock, der britische Vordenker der Öko-Bewegung und Erfinder der “Gaia-Theorie”, behauptet? In der Tat ist der Betrieb von Atomkraftwerken (allerdings nicht die Urangewinnung) weitgehend CO2-neutral. Doch die Vision von deren weltweiter Ausbreitung stößt – neben Problemen wie Endlagerung, Betriebsrisiken und Produktion waffenfähigen Nuklearmaterials – auf ganz praktische Hindernisse. Für den Aufbau einer Nuklearindustrie sind sehr viel Kapital, technisches Know-how, politische und ökonomische Stabilität sowie ein funktionierendes Stromnetz nötig. Viele dieser Bedingungen liegen in den Entwicklungs- oder Schwellenländern nicht vor. Das IPCC prognostiziert, der Anteil von Nuklearstrom am globalen Gesamtbedarf für Elektrizität könne von jetzt 16 auf 18 Prozent im Jahre 2030 ausgebaut werden – was nicht ausreicht, um den Klimawandel zu bremsen